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Rechenbücher als multidimensionale Wissensquellen: Ökonomische, ideologische und religiöse Kontexte in vormodernen arithmetischen Schriften

In Kooperation mit Prof. Dr. Michaela Wiesinger (Innsbruck) untersuche ich Strategien, Praktiken und Konventionen der Wissensgenerierung und -vermittlung in vormodernen Rechenbüchern. Es soll aufgezeigt werden, dass sich diese Textsorte nicht nur zur Vermittlung von mathematischem Wissen eignet, sondern dass an dieses Fachwissen in besonderem Maße ökonomische, ideologische und religiöse Informationen angelagert werden können. Rechenbücher sind im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit in lateinischer und Volkssprache sowohl handschriftlich als auch im Druck überliefert, sodass sich eine vergleichende Untersuchung anbietet.
In einem Aufsatzprojekt wird die Frage erörtert, zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort die indisch-arabischen Zahlen und die Kunst des Rechnens von al-Chwarizmi im deutschsprachigen Raum rezipiert wurden. Der Fokus liegt dabei auf den Klöstern als Orten des mathematischen Wissens im 12. und 13. Jahrhundert sowie auf der Vermischung von klösterlichem Wissen, welches seit der Antike nachweisbar ist, mit Wissen aus den erstarkenden Städten.
Im Rahmen eines umfassenderen Forschungsprojekts wird untersucht, inwiefern sich an mathematisches Wissen andere Arten von Wissen anlagern und gemeinsam in Rechenbüchern vermitteln lassen. Im Rahmen der Untersuchung werden zudem der Einfluss des Buchdrucks und der Reformation auf die Textsorte sowie ökonomische Aspekte der Druckerverleger beleuchtet. Der Fokus liegt hierbei auf zwei für ihre Rechenbücher bekannten Universalgelehrten, dem Stadtschreiber aus Oppenheim am Rhein, Jakob Köbel, sowie dem evangelischen Theologen aus Schlesien, Sigismund Suevus.