Die Koelhoffsche Chronik (Cronica van der hilliger Stat van Coellen) als digitales Lehr-Lern-Projekt
Aktuell verfolge ich mit mehreren Kolleg:innen an unterschiedlichen Universitäten ein gemeinsames digitales Lehr-Lern-Projekt, das zum Ziel hat die sogenannte „Koelhoffsche Chronik“ (Cronica van der hilliger Stat van Coellen) kollaborativ zu edieren. Das Projekt sieht momentan eine Kooperation mit Mediävist:innnen (Prof. Dr. Carla Meyer-Schlenkrich, WWU Münster, Historisches Seminar, Abteilung für Westfälische Landesgeschichte und Paul Schweitzer-Martin, LMU München, Historisches Seminar), Bibliothekaren (Dr. Henning Dreyling und Jürgen Lenzing, ULB Münster, Abt. Historische Bestände und Digitalisierung) und einem Dienstleister für wissenschaftliche Datenerfassung, Datenverarbeitung und Präsentation (Christoph Forster, datalino Berlin) vor.
Die Chronik ist über 700 Seiten stark und in der Kölner Offizin Johann Koelhoffs des Jüngeren zwischen Januar und August 1499 gesetzt, gedruckt und zugleich aufwändig bebildert worden. Heute sind noch über 200 Exemplare dieses Drucks erhalten. Die erhaltenen Exemplare sind in aller Welt zerstreut und werden in 23 Ländern aufbewahrt. Auch wenn der Verbreitungsradius der Chronik in ihrer Entstehungszeit kleiner war, deuten doch die Besitzeinträge und erhaltenen Abschriften auf eine interessante Streuung des Drucks hin. Die 1499 gedruckte Chronik gilt als die älteste gedruckte Stadtchronik überhaupt und ist trotz ihrer Bedeutung für Medien-, Historiographie- und Stadtgeschichte nur kursorisch in der Forschung behandelt worden; eine moderne Edition fehlt. Die ältere, von Hermann Cardauns im Rahmen der Reihe „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. Bis ins 16. Jahrhundert“ vorgelegte Edition aus den Jahren 1867 und 1877 ist vollkommen ungenügend.
Hier setzt das Lehr-Lern-Projekt an. Ziel ist es, über mehrere Semester und an mehreren Universitätsstandorten die umfangreiche Koelhoffsche Chronik digital zu erschließen. Zusammen mit Studierenden soll der Text der Chronik mithilfe des digitalen Tools ‚Transkribus‘ transkribiert werden. Die Transkriptionen werden auf einer eigens konzipierten Website digital publiziert sowie Namen, Daten und Orte identifiziert, getaggt und kommentiert. Die Ergebnisse der Lehrveranstaltung werden durch das niederschwellige, digitale Angebot nicht nur der Forschungsgemeinschaft, sondern auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und somit in die heutige Stadtgemeinde und darüber hinaus kommuniziert.
Publikationen:
Kölner Urkunden edieren
Im Sommersemester 2014 habe ich ein Modellseminar „Kölner Urkunden edieren“ entwickelt, das an der Universität zu Köln von Dr. Joachim Oepen (Archiv des Erzbistums Köln) und mir unterrichtet wird. Dabei handelt es sich um ein auf dem Prinzip des Forschenden Lernens basierendes Lehr-Lern-Projekt, das Studierenden ermöglicht, digitale Urkundeneditionen zu erstellen und zu publizieren. Als Plattform wird dafür monasterium.net genutzt, wo bereits von Kölner Studierenden in unseren Übungen erarbeitete Urkundeneditionen veröffentlicht worden sind. Darüber hinaus habe ich gemeinsam mit Dr. Ursula Gießmann (Zentrum für Hochschuldidaktik, Universität zu Köln) in einer Monographie zu den hochschuldidaktischen Themen ‚Forschendes Lernen‘ und ‚digitale Lehre‘ publiziert.
Veröffentlichungen:
gemeinsam mit Joachim Oepen und Studierenden der Universität zu Köln:
25 Urkunden auf monasterium.net kollaboratives Archiv: Stift St. Maria im Kapitol [22 bereits Online; 05.10.2020].
in Zusammenarbeit mit Ursula Gießmann:
„Digitale Lehre in den historischen Geisteswissenschaften – hochschuldidaktisch betrachtet“, in: Hochschule digital.innovativ | #digiPH Tagungsband zur 1. Online-Tagung, hg. v. Marlene Miglbauer, Lene Kieberl und Stefan Schmid, Graz 2018, S. 133–141.
in Zusammenarbeit mit Ursula Gießmann:
Digitale Lehre in der Geschichtswissenschaft (Kleine Reihe Hochschuldidaktik), Wochenschau Verlag: Schwalbach/ Ts. 2017.